Natürlicherweise nisten Hornissen in großen Höhlen alter Bäumen und selten auch in Erdhöhlen. Da diese in unseren aufgeräumten Landschaften selten geworden sind, suchen Hornissen im menschlichen Wohnbereich vermehrt auch Schuppen, Scheunen, Dachböden sowie Garten- und Bienenhäuser auf. Bisweilen werden auch Vogelnistkästen besiedelt, die jedoch für eine ungestörte Entwicklung des Volkes zu klein sind.
Um dem Mangel an Nistmöglichkeiten entgegenzuwirken, hat der NABU Meerbachtal 2021 zwei Hornissen-Nistkästen in den Gewannen Hartmannsrech (am Wanderweg 3) und In der Strieth (Wanderweg 1) aufgehängt.
Da die Hornissen mehrere Wabenetagen untereinander bauen, sollte ein Hornissen-kasten innen eine Höhe von ca. 60 cm, eine Breite und Tiefe von je ca. 25 cm haben.
Er sollte mindestens 2 untereinander liegende Einfluglöcher für Ein- und Ausgang von 20 mm Durchmesser (wegen Vogelschutz nicht größer) oder zwei längliche Schlitze (ca. 15 x 60 mm) haben. Eine untere schlitzförmige Öffnung über die gesamte Breite sorgt für Belüftung und Feuchtigkeitsregulierung, außerdem können Abfälle herausfallen.
Bilder eines besonders großen Hornissennests im Kasten finden Sie hier.
Falls Sie selbst einen Hornissenkasten bauen möchten, können Sie hier die bewährte Bauanleitung Mündener Hornissenkasten herunterladen.
Die Hornisse
Die Hornisse ist eine Art aus der Familie der Faltenwespen (Vespidae).
Der Name Faltenwespen ist darauf zurückzuführen, dass die Vorderflügel in Ruhelage längs gefaltet sind.
Hornissen kommen in Europa nur in zwei Arten vor, in unseren Breiten (Hessen) ausschließlich die Art Vespo crabro germana. Diese Art hat eine rote, V-förmige Zeichnung auf der Mittelbrusttasche. Kopf und Rumpfabschnitt sind schwarz, meist mit roter oder rotbrauner Zeichnung. Das erste Tergit des Hinterleibs ist dreifarbig (rot, schwarz, gelb), der restliche Hinterleib trägt die von Wespen bekannte schwarze Zeichnung auf gelbem Grund.
Mit ihren bis zu 40 mm großen Weibchen (Königin) ist die Hornisse das größte staatenbildende Insekt der heimischen Tierwelt.
Die Arbeiterinnen sind 18 – 25 mm groß, die Drohnen (Männchen) 21 – 28 mm.
Stationen eines Hornissenjahres
Die Hornissen besiedeln niemals die Nester des Vorjahres. Alte Nester sollten daher im zeitigen Frühjahr entfernt werden.
Die überwinterte Königin legt ab Mai an geeigneter Stelle ein neues Nest an. Dieses muss regengeschützt sein. Das Baumaterial hierfür nagt sie mit Vorliebe an morschem Holz ab. Je nach Holzart variiert die Farbe des Nestes.
Die mit einem dünnen Stiel an der Decke befestigte Anfangswabe, die mit einer Schutzhülle überdacht ist, enthält nur wenige Waben. Diese werden von der Königin mit einem Ei bestiftet. Nach 5 – 8 Tagen entstehen daraus die wachsweißen Larven, die kopfüber in den Zellen hängen. Diese werden zunächst mit einer Drüsenabsonderung der Königin ernährt, aber schon nach wenigen Tagen mit tierischer Kost (Insekten) versorgt, die durch die Königin als durchgeknetete Fleischkugel in die Brutzelle gebracht wird. Die Larve durchläuft fünf Larvenstadien und verpuppt sich nach raschem Wachstum nach 12- 14 Tagen. Weitere 13 – 15 Tage dauert es dann, bis sich aus der verpuppten Made die fertige Hornisse entwickelt hat.
Je nach Gegebenheiten dauert es 28 – 37 Tage von der Eiablage bis zum fertigen Insekt.
Somit ist nicht vor Anfang Juni mit den ersten Arbeiterinnen zu rechnen.
Bis zu diesem Zeitpunkt hat die Königin ca. 40 Waben gebaut und nach und nach mit Eiern bestiftet. Sobald die ersten Arbeiterinnen geschlüpft sind, übernehmen diese die Brutpflege, während sich die Königin vermehrt der Legetätigkeit widmet.
Die Arbeiterinnen erweitern auch das Hornissennest in mehreren Etagen, diese sind einige Zentimeter voneinander entfernt und mit Stielen aneinander geheftet.
Das Hornissennest ist mit einer Schutzhülle, die luftgefüllte Taschen zur Wärmeisolation enthält, umgeben. Die Schutzhülle umfasst oft jedoch nur einen Teil der Wabenetagen.
Während die ersten Waben nur Arbeiterinnenzellen enthalten, werden im Verlauf des Sommers auch größere Zellen für Geschlechtstiere gebaut. Ihnen entschlüpfen im August die Männchen, die sich dann bereits im Hornissenkasten oder außerhalb am Boden oder auf Bäumen mit den geschlüpften Königinnen paaren. Große Hornissenvölker können bis zu 200 Jungköniginnen hervorbringen.
Ein Hornissennest kann am Ende der Saison über 1000 Brutzellen enthalten, jedoch leben max. 200 Arbeiterinnen im Nest, da diese nur 20 – 40 Tage alt werden.
Wenn im Herbst die Temperaturen längere Zeit unter 15 °C liegen, geht das Hornissenvolk langsam zu Grunde, spätestens Ende Oktober stirbt auch die alte Königin.
Die befruchteten Jungköniginnen suchen sich dann abseits des Nestes eine Überwinterungsmöglichkeit in Schuppen, Ritzen von Balken oder auch im Boden. Die Winterruhe dauert in unseren Breiten ca. sechs Monate.
Nahrung der Hornissen
Wie alle Wespen benötigen Hornissen zur Aufzucht ihrer Brut große Mengen von tierischem Eiweiß in Form von Insekten. Zum Beutespektrum gehören Spinnen, Wespen, Wild- und Honigbienen und alle Arten von Fliegen (ca. 90 %), auch größere Tiere wie Heuschrecken und Libellen sowie Forstschädlinge (z.B. Eichenwickler). Die Insekten werden als durchgeknetete Fleischkugeln in die Brutzellen gebracht.
Ein großes Hornissenvolk benötigt pro Tag bis zu 500 g Insekten und damit das 5-6-fache einer Meisenfamilie.
Insbesondere bei den Honigbienen entsteht dadurch jedoch keinerlei Bestandsgefährdung, da die Fangquote weniger als 1 % im Vergleich zu den nachwachsenden Bienen beträgt!
Im Erwachsenenstadium benötigen Hornissen zum Betrieb des Bewegungsapparats fast ausschließlich Kohlenhydrate. Es wird der Saft reifer Früchte (vor allem Birnen, Pflaumen, Mirabellen und Pfirsiche) aufgenommen, wobei sich die Tiere meist mit überreifem Fallobst begnügen. Auch blühende Sträucher mit leicht zugänglichen Nektarien (z.B. Berberitze, Cotoneaster) und blutende Bäume werden angeflogen. Hornissen können Bäume auch selbst ringeln, um an die Baumsäfte zu gelangen, hierbei entsteht für den Baum jedoch kein ernsthafter Schaden.
Gefährdung durch Hornissen
Wenn der Mensch Hornissen, insbesondere in Nestnähe, nicht bedroht, werden diese nicht grundlos angreifen. In Nestnähe sollte man einen Sicherheitsabstand von 5 Metern einhalten. Außerhalb dieses Bereiches verhalten sich Hornissen furchtsam und fliehen vor Störenfrieden. Selbst im Siedlungsbereich stellen Hornissennester unter Einhaltung der Abstandsregel keine Gefährdung da und müssen daher auch nicht entfernt werden!
Die Gefährdung für Menschen und deren Haustiere durch Hornissen ist wesentlich geringer als dies der Volksmund behauptet. Der Spruch „7 Stiche töten ein Pferd, 3 Stiche einen Menschen“ ist schlichtweg falsch. Aufgrund der extremen Seltenheit von massiven Hornissenangriffen tritt hier in der Praxis keine Gefährdung auf. Eine Ausnahme besteht hier lediglich bei Menschen, die allergisch auf Wespen- und Hornissenstiche reagieren. In diesem Fall ist ärztliche Hilfe angeraten.
Die Hornisse kann wie alle Wespen mehrmals stechen, das Gift und die Menge ist bei beiden vergleichbar. Ein Hornissenstich kann jedoch schmerzhafter sein.
Baumaterial für das Hornissennest
Da Hornissen im Gegensatz zu den Honigbienen kein Wachs schwitzen können, besteht das komplette Nest aus einer papierartigen spröden Masse. Der Baustoff hierfür wird vermorschtem, modrig gewordenem Holz aus dem Innern faulender Pfähle und abgestorbener Bäume entnommen. Die Nestfarbe richtet sich nach dem verwendeten Holz.
Artenschutz
Die Hornisse ist in Deutschland seit 1. Januar 1987 eine nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützte Art. Die Nester dürfen daher nicht zerstört werden. Soll ein Volk aber aus triftigem Grund dennoch entfernt werden, kann es meist von geschulten Personen umgesiedelt werden. Dazu ist jedoch eine behördliche Ausnahmegenehmigung erforderlich.
Wer siedelt sonst noch im Hornissenkasten
Die beiden im Jahr 2021 aufgehängten Hornissenkästen wurden zwar mehrmals von Hornissen inspiziert, jedoch bisher nicht von diesen besiedelt.
Jedoch haben andere Wespen großes Interesse an diesem komfortablen und trockenen Nistplatz gezeigt.
Im Hornissenkasten 1 im östlichen Hartmannsrech hatten sich in 2021 zwei Sächsische Wespen (Dolichovespula saxonica) und die Haus-Feldwespe (Polistes dominula), auch Gallische – oder Französische Feldwespe genannt, einquartiert.
Das Nest der Sächsischen Wespe wurde leider nicht zu Ende gebaut, vielleicht wurde die Königin getötet.
Im Hornissenkasten 2 hat sich 2022 auch eine Sächsische Wespe einquartiert. Leider wurde das noch junge Nest zerstört. Der Schädling könnte eine Spitzmaus (Soricidae) gewesen sein.
Fazit:
In der Natur passiert nicht immer sofort das, was man sich erhofft – manchmal braucht es etwas Zeit!
Kaum zu glauben!
14 Tage, nachdem das zerstörte Nest (siehe oben) im Hornissenkasten 2 fotografiert wurde, haben Hornissen Ende Juni neu gesiedelt. Das alte Nest wurde abgetragen und vermutlich als Baumaterial verwendet.
Unklar ist, warum schon Arbeiterinnen vorhanden sind.
Ist hier ein bereits bestehendes noch junges Hornissenvolk eingezogen?
10 Tage später wurde bereits die zweite Wabenetage gebaut.
Das Hornissennest wächst rasch weiter.
Es herrscht reger Flugbetrieb.
Am 21.07.2022 lässt sich die Tür nur noch einen Spalt öffnen.
Weitere Bilder können daher erst wieder im Herbst nach dem Niedergang des Volkes gezeigt werden.
Im Sommer 2022 herrschte reger Flugbetrieb an den drei Einfluglöschern.
Am 27.11.2022 wurde der Hornissenkasten geöffnet, nachdem kein Flugbetrieb mehr festzustellen war.
Beim Öffenen der Tür ist das riesige Nest heruntergefallen.
Die Hornissen haben ein großen Loch in die rückwärtige Spanplatte gefressen, vermutlich um das Holz als Baumaterial zu benutzen.
Literaturverzeichnis:
Hornisse. 17.06.2022. In Wikipedia. https://de.wikipedia.org/wiki/Hornisse
Roost, Andy. Die Entwicklung einer Hornisse. 17.06.2022. Internet https://www.hornissenschutz.ch/hornissen-entwicklung.htm
Bugert, Hans. Das gigantische Hornissennest 20.06.2022 Internet. https://www.aktion-wespenschutz.de/Bildergalerie/Saisonbilder/2017/08 – August 2017/19.08.17 Giganest im Museum von H. Bugert/Giga-Hornissennest im Naturkunde
Hintermeier, Helmut und Margit. Bienen, Hummeln, Wespen im Garten und in der Landschaft. 6. Auflage 2009, Obst- und Gartenbauverlag München
Bellmann, Heiko. Bienen, Wespen, Ameisen. 2017, Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Autor: klahen, NABU Meerbachtal, 11/2022