Kiesbruch

 

Der Kiesbruch in Bensheim-Gronau im Gewann Hartmannsrech wurde bis Mitte der 1960er Jahre betrieben. Der gewonnene Kies wurde in der Umgebung zum Auskiesen von Höfen und Wegen verwendet und war eine preiswerte Alternative zum Pflaster.
Bei dem Gestein handelt es sich um Granodiorit (ähnlich Granit). Durch Temperaturverwitterung, bei der die Festigkeit des Steins durch thermische Spannungen verlorengeht, ist dann der Felsenkies entstanden.
Der Kiesbruch wurde nicht industriell genutzt, vielmehr haben Privatleute mit mechanischen Werkzeugen den Kies abgetragen und abtransportiert.

Der Kiesbruch in Bensheim-Gronau im  Hartmannsrech im Juni 2022 
Foto: © klahen
Der Kiesbruch in Bensheim-Gronau im Hartmannsrech im Juni 2022
Foto: © klahen
Durch thermische Einflüsse verwitterter Granodiorit (ähnlich Granit) im Kiesbruch 
Foto: © klahen
Durch thermische Einflüsse verwitterter Granodiorit (ähnlich Granit) im Kiesbruch
Foto: © klahen
Der verwitterte Granodiorit (ähnlich Granit) ist an den Fuß des Kiesbruchs heruntergerieselt. 
Foto: © klahen
Der verwitterte Granodiorit (ähnlich Granit) ist an den Fuß des Kiesbruchs heruntergerieselt.
Foto: © klahen

Heute stellt der nach Süden ausgerichtete Kiesbruch, der stellenweise durch eine dünne Lössschicht überzogen ist, ein Habitat für Pflanzen dar. die auf diese Bodenverhältnisse spezialisiert sind.

Folgende typischen Blumen sind zu finden:

An erster Stelle ist der sehr seltene Aufrechte Ziest (Stachys recta ) zu nennen, der hier zahlreich vorkommt. Er ist die fast ausschließliche Futterpflanze für die stark gefährdete Frühe Schlürfbiene (Rophites algirus).
Ohne diese Pflanze würde auch die Frühe Schlürfbiene von der Bergstraße verschwinden.

Aufrechter Ziest (Stachys recta) 
Foto: © klahen
Aufrechter Ziest (Stachys recta)
Foto: © klahen
Frühe Schlürfbiene (Rophites algirus). An den Hinterbeinen transportiert sie die Pollen, die sie nur am Aufrechten Ziest sammelt. Foto: Stefan Tischendorf
Frühe Schlürfbiene (Rophites algirus). An den Hinterbeinen transportiert sie die Pollen, die sie nur am Aufrechten Ziest sammelt. Foto: Stefan Tischendorf

Ebenfalls zahlreich vertreten ist der Natternkopf (Echium vulgare), der an der steilen Wand wächst. Er wird u.a. von der Glänzenden Natterkopf-Mauerbiene (Osmia adunca) besucht. Diese Wildbiene ist streng oligolektisch auf den Natternkopf spezialisiert und findet zudem im Kiesbruch geeignete Nistmöglichkeiten.

Natternkopf (Echium vulgare) im Kiesbruch Foto: © klahen
Natternkopf (Echium vulgare) im Kiesbruch Foto: © klahen
Natternkopf (Echium vulgare) im Kiesbruch Foto: © klahen
Natternkopf (Echium vulgare) im Kiesbruch Foto: © klahen
Feld-Beifuß (Artemisia campestris) im Kiesbruch 
Foto: ©  klahen
Feld-Beifuß (Artemisia campestris) im Kiesbruch
Foto: © klahen

Der Feld-Beifuß (Artemisia campestris) ist durch seine bis zu 1,5 m langen Wurzeln an große Trockenheit angepasst und ist eine Zeigerpflanze für steinigen Untergrund.

Das Kelch-Steinkraut (Alyssum alyssoides) gedeiht am besten auf warmen, offenen und oft kalkhaltigen Böden. Der Kreuzblütler wächst in Trockenrasengesellschaften.

Kelch-Steinkraut (Alyssum alyssoides) 
Foto: © klahen
Kelch-Steinkraut (Alyssum alyssoides)
Foto: © klahen
Färberkamille (Anthemis tinctoria) 
Foto: © klahen
Färberkamille (Anthemis tinctoria)
Foto: © klahen

Die Färberkamille (Anthemis tinctoria) wurde früher zum Färben von Wolle und Leinen in einem kräftigen gelben Farbton benutzt. Der Korbblütler ist eine ausdauernde Pflanze, die gern auf steinigen und kalkhaltigen Böden wächst.

Das Frühlings-Hungerblümchen (Draba verna) ist licht-liebend und wächst auf mageren, trockenen Standorten. Es bevorzugt sandige, kiesige, offene Bodenflächen an Wegrändern, in Kiesgruben und Steinbrüchen.

Frühlings-Hungerblümchen (Draba verna) 
Foto: Jürgen Schneider
Frühlings-Hungerblümchen (Draba verna)
Foto: Jürgen Schneider
Dreifinger-Steinbrech (Saxifraga tridactylites) 
Foto: Jürgen Schneider
Dreifinger-Steinbrech (Saxifraga tridactylites)
Foto: Jürgen Schneider

Der Dreifinger-Steinbrech (Saxifraga tridactylites) ist hauptsächlich auf trockenen Ruderalflächen zu finden. Bevorzugt werden sommerwarme basenreiche, aber stickstoffarme Sandböden und steinige bis sandige Lehmböden.

Der Scharfe Mauerpfeffer (Sedum acre) bevorzugt als Standort Mauern, Felsflure und sandige Ruderalstellen, sowie Kiesdächer und Kiesgruben.

Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre) 
Foto: © klahen
Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre)
Foto: © klahen

Um den Lichteinfall für die Pflanzen zu erhalten, wurde im Februar 2021 der Kiesbruch durch die Mitglieder des NABU Meerbachtal grundlegend entbuscht. Nur so kann die Vielfalt der Gewächse erhalten bleiben.
Schon innerhalb eines Jahres sind neue Bäume aufgegangen, daher sind solche Pflegemaßnahmen regelmäßig durchzuführen, um die Offenhaltung des Kiesbruchs zu gewährleisten.

Kiesbruch vor der Entbuschung im Februar 2021 
Foto: Jürgen Schneider
Kiesbruch vor der Entbuschung im Februar 2021
Foto: Jürgen Schneider
Kiesbruch nach der Entbuschung im Februar 2021 
Foto: Jürgen Schneider
Kiesbruch nach der Entbuschung im Februar 2021
Foto: Jürgen Schneider

Literaturverzeichnis:

Temperaturverwitterung. 13.06.2022. In Wikipedia. https://de.wikipedia.org/wiki/Temperaturverwitterung
Granodiorit. 13.06.2022. In Wikipedia. https://de.wikipedia.org/wiki/Granodiorit
Margit Spohn, Marianne Golte-Bechtle, Roland Spohn. Was blüht denn da?. 60. Auflage 2021, Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Autor: klahen, NABU Meerbachtal, 06/2022

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