Trockenmauer im Hartmannsrech

Neu aufgebaute Trockenmauer im Hartmannsrech 2018.
Foto: Jürgen Schneider
Neuaufbau der Trockenmauer im Hartmannsrech 2018 durch Mitglieder des NABU Meerbachtal Foto: Jürgen Schneider

Das besondere Merkmal der Trockenmauer, auch Trockenmauerwerk genannt, ist die Bauweise ohne Mörtel oder Beton. Diese Art der Mauern ist weltweit verbreitet, sie werden aus unbehauenen Steinen aufgeschichtet, das Material wird meist direkt aus der Umgebung entnommen. Ursprünglich dienten diese Mauern zur Terrassenbildung an Steilhängen, verhinderten Erosion und erleichterten die Bearbeitung der Flächen, meist im Wein- oder Obstanbau. Freistehende Mauern dienten als Windschutz, Abgrenzung oder Weidezaun. Mit viel Geschick und Können errichtet, folgen die Mauern den Hanglinien oder führen an Wegen entlang, und ergeben so ein harmonisches Landschaftsbild.

Naturschützer sehen diese Mauerwerke mit ihren tiefen Fugen und wärmespeichernden Eigenschaften als besondere Lebensräume. Überwucherungen entfernen und Rutschungen ausbessern, sind vordringliche Aufgaben. Zur Neuschaffung genügen auch einfache Lesesteinhaufen in sonnenbegünstigter Lage, die Schlupfwinkel sind für angepasste Arten lebenswichtig. Im Hartmannsrech entdeckt man ein kürzlich wieder aufgebautes Stück innerhalb einer Wiesenfläche entlang des Wanderwegs.

Schmetterlinge sonnen sich auf den Steinen, Eidechsen, Schlingnattern und Blindschleichen wärmen sich besonders gerne nach ihrer Winterruhe dort auf.

Mauerfuchs (Lasiommata megera)
Foto: Jürgen Schneider
Mauereidechse (Podarcis muralis)
Mauereidechse (Podarcis muralis)
Foto: Jürgen Schneider
Blindschleiche (Anguis fragilis)
Blindschleiche (Anguis fragilis)
Foto: Jürgen Schneider
Zauneidechse (Lacerta agilis) – Weibchen
Foto: Jürgen Schneider
Zauneidechse (Lacerta agilis) – Männchen während der Paarungszeit Foto Jürgen Schneider
Zauneidechse (Lacerta agilis)
Zauneidechse (Lacerta agilis)
Foto: Jürgen Schneider
Schlingnatter (Coronella austriaca)
Schlingnatter (Coronella austriaca)
Foto: Jürgen Schneider
Schlingnatter (Coronella austriaca)
Foto: Jürgen Schneider
Schlingnatter (Coronella austriaca)
Foto: Jürgen Schneider

Im feuchteren Bodenbereich verstecken sich Erdkröten, Wildbienen und Gottesanbeterinnen legen ihre Eier oder Kokons ab. Auch Spinnen und Käfer lieben diese Umgebung, die für alle auch eine schnelle Fluchtmöglichkeit ins Innere bietet. Die Pflanzenwelt ist karg, es gibt Moose und Flechten, Mauerpfeffer, Steinbrechgewächse und Fetthenne. Obwohl dieses System sehr eigenständig ist, braucht es ein naturnahes Umland, wo Beute oder Nistmaterial zu finden sind.

Erdkröte (Bufo bufo) bei der Paarung
Foto: Jürgen Schneider
Oothek (Eiablage) der Europäischen Gottesanbeterin (Mantis religiosa) Foto: Jürgen Schneider

Gerade im Bereich des Hartmannsrechs und am Mühlberg wurden früher viele Trockensteinmauern angelegt und die kleinen Flächen zur lebensnotwendigen Selbstversorgung bearbeitet. In hiesiger Gegend wurde überwiegend der Abfall aus den Granitbrüchen verbaut, es sind auch erstaunlich große Brocken darunter, die wohl mit Fuhrwerken angekarrt wurden. So haben unsere Vorfahren aus anderen Beweggründen Lebensräume aus zweiter Hand geschaffen. Besonders eindrucksvolle Trockenmauerwerke in Südeuropa sind sogar als UNESCO-Weltkulturerbe eingestuft.

Literaturverzeichnis:
Trockenmauerwerk. 02.04.2022 in Wikipedia. https://de.wikipedia.org/wiki/Trockenmauerwerk
Art of dry stone walling, knowledge and techniques 02.04.2022 in Wikipedia. https://ich.unesco.org/en/RL/art-of-dry-stone-walling-knowledge-and-techniques-01393

Autor: Michael Glanzner, NABU Meerbachtal, 04/2022

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